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Hoeneß-Prozess: Es lebe die "tätige Reue"

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Erster Tag im Prozess gegen Uli Hoeneß. Es lebe die “tätige Reue”. Auf diese hatte sein großer Bewunderer Edmund Stoiber in Günther Jauchs Talkshow immer wieder hingewiesen. Tatsächlich hat der Präsident von Bayern München vor Gericht ein umfassendes Geständnis abgelegt. Aber Reue? Das nehme ich ihm nicht ab.

Zumindest keine Reue in dem Sinn, dass er es bedauert, der Gesellschaft einen zweistelligen Millionenbetrag vorenthalten zu haben. Steuersünder wie er geben zwar zu, einen Fehler gemacht zu haben. Sie beklagen aber in Wahrheit die negativen Auswirkungen auf sich selbst. Ob mit ihren Steuergeldern ein Kindergarten hätte gebaut werden können, ist ihnen egal. Die persönliche Schande ist ihre Tragödie, Auch eine Alice Schwarzer denkt sehr wahrscheinlich so.

Steuersünder/-innen dieses Kalibers denken an ihre Verdienste. Haben sie nicht diesem Land den Champions-League-Sieg beschert? Haben sie nicht den Guardiola nach Deutschland geholt? Haben sie nicht hunderttausenden Frauen zu Equal Pay verholfen? Haben Sie nicht die Deutsche Post zum Global Player umgebaut. Und haben sie nicht irrsinnige Geldbeträge einfach so – beziehungsweise steuerabzugsfähig – gespendet? Hat jemand, der so massiv seinem Land gedient hat, nicht auf Anspruch auf einen Steuerbonus?

Und so läuft im Fall Hoeneß die Rechtfertigungsmaschinerie. Er sei eben, unter dem immensen Druck seines Amtes, eine gespaltene Persönlichkeit gewesen, salbaderte Ex-Ministerpräsident und FC-Bayern-Spezi Edmund Stoiber in der Jauch-Talkshow. Schon gut. Gespaltene Persönlichkeit heißt Schizophrenie.

Ich habe vergangene Woche als ehrenamtlicher Richter mit entschieden, dass ein Mann mit einer schizophrenen Störungen zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen wird. Er hat kein Geld veruntreut, sondern im Wahn einen anderen Mann mit einem Messer verletzt. Das Urteil war nach meiner Überzeugung richtig. Aber es hat mir weh getan.

Warum aber sollte nicht auch jemand, der der Gesellschaft als sonstiger Ehrenmann zwecks vorübergehender Persönlichkeitsspaltung Millionen Euro vorenthalten hat, nicht auch hinter Gittern büßen? Ich weiß es nicht. Den Münchner Richtern wünsche ich alles Gute…

 

 

 


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